Der raffinierte Clou in dem virtuos konstruierten klassischen Konversationsstück „Ellen Babić“ ist, dass die Titelrolle, trotz ihrer zentralen Bedeutung, nie auftritt. Ellen Babić ist als Schlüsselfigur sowohl ein Symbol für berufliche und private Abhängigkeit als auch dafür, wie Macht ausgeübt und missbraucht wird.
Die Englischlehrerin Astrid lebt mit ihrer deutlich jüngeren ehemaligen Schülerin Klara seit zehn Jahren zusammen. Als Astrid ihren Vorgesetzen, den Schulleiter Wolfram Balderkamp, nach Hause einlädt, um eine in der Schule begonnene Unterhaltung über einen brisanten „Vorfall“, der während ihrer Klassenfahrt nach Trier stattgefunden hat, fortzusetzen, reagiert Klara – wie sich im Verlauf der Handlung leider bestätigt – mit Recht nervös: Was passiert, wenn er sich an sie als ehemalige Schülerin an seiner Schule erinnert?
Unter dem Vorwand, Astrid zu „schützen“, möchte Balderkamp den „Vorfall“ lieber privat und nicht in der Schule mit ihr besprechen. Wie sich später herausstellt, sind seine Motive nicht ganz so selbstlos, wie er vorgibt. Es geht dabei um den Vorwurf der sexuellen Belästigung, den der Vater der 16-jährigen Ellen telefonisch gegen Astrid erhoben hat. Auf der Klassenfahrt soll Astrid ihre Schülerin Ellen, der nach eigener Aussage „plötzlich schwindlig“ war, obwohl sie kaum etwas getrunken hatte, mit K.o.-Tropfen betäubt und unsittlich berührt haben.
Marius von Mayenburg meistert in seinem Psychokrimi die Herausforderung, die vielen Aspekte und unvorhersehbaren Wendungen des toxischen Konflikts geschickt im Gleichgewicht zu halten. Unvergesslich wird das Stück durch die Kunstfertigkeit der Dialoge und die Fähigkeit, individualisierte Charaktere ins Allgemeingültige zu erheben.
Inszenierung: Sewan Latchinian
Zu diesem Stück bieten wir Ihnen eine Werkeinführung um 19:00 Uhr in der Cafeteria an!
Terminübersicht
Gut zu wissen
Eignung
Barrierefrei
Organisation
Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH
In der Nähe