Kunstgespräch in der Mittagspause

Kultur & Geschichte
Zwischen Kunst, Menschen und Geschichten: Wolfsburgs inspirierende Mittagspause

Normalerweise bleibe ich mittags im Büro, esse das, was ich mir morgens eingepackt habe, oder hole mir schnell etwas vom Bäcker in der Nähe. Heute ist es anders. Heute führt mich meine Pause nicht an den Schreibtisch zurück, sondern ins Schloss Wolfsburg, zum „Kunstgespräch in der Mittagspause“. Hier trifft Genuss auf Inspiration: ein Format, das seit vielen Jahren Kunstinteressierte, Berufstätige und Neugierige in die Städtische Galerie im Schloss Wolfsburg lockt – mitten im Alltag, mitten am Tag.

Das Kunstgespräch startet um 12 Uhr. Im Mittelpunkt steht ein gemeinsamer Austausch rund um Kunst – häufig angelehnt an aktuelle Ausstellungen. Im Anschluss an das rund 30-minütige Gespräch sind alle Teilnehmenden eingeladen, sich beim gemeinsamen Mittagessen im historischen Jagdsaal weiter auszutauschen. Die Teilnahme inklusive Mittagessen, das von der Schlossremise geliefert wird, kostet 12 Euro. Treffen ist immer im 3. Stock des Ostflügels an der Installation „Flamme der Revolution“.
Ein Mittagstermin mit Tiefgang

Die Themen wechseln von Termin zu Termin. So wurde im Oktober zum Beispiel der Zusammenhang von Kunst und Religion diskutiert – ein Beispiel dafür, wie das Format gesellschaftliche Perspektiven aufgreift und nicht nur kunstintern bleibt.

Marcus Körber, Leiter der Städtischen Galerie, verrät mir, dass hinter der Auswahl des Diskussionsgastes ein Prinzip steckt. Oft kommen diese aus Bereichen, die nicht ausschließlich mit Kunst zu tun haben. Sie bringen eigene Perspektiven mit – Geschichten aus ihren Arbeitsfeldern, Erfahrungen aus der Region, Sichtweisen aus dem Alltag. Wolfsburg hat nicht nur vielfältige Kulturinstitutionen, sondern auch Menschen, die hier etwas bewegen, die etwas zu erzählen haben und die als Teil der Stadtgesellschaft dazu beitragen, dass Wolfsburg lebens- und liebenswert ist.

Marcus Körber spricht mit seinem Gast Dr. Justin Hoffmann

Heute geht es um die frühen Jahre der Wolfsburger Kunstszene. Marcus Körber spricht dafür mit seinem Gast, Dr. Justin Hoffmann, dem Leiter des Kunstvereins Wolfsburg. Ausgangspunkt ist die Ausstellung „Helga Pape: Energien. Werke 1964–2017“, in der zentrale Motive und Spuren jener frühen Wolfsburger Kunstjahre zu sehen sind.

Die heutige Teilnehmergruppe ist bunt gemischt: Studierende, Berufstätige, Menschen im Ruhestand. Und es ist gut besucht. Über 35 Teilnehmende zähle ich.

Schnell erkenne ich, dass das Gespräch nicht nur zwischen dem Leiter der Städtischen Galerie und dem Gast stattfindet, auch die Teilnehmenden sind eingeladen, Fragen zu stellen oder ihre Meinungen einzubringen. Das lockert die Diskussion auf und macht sie lebendig.

Nach etwas über 30 Minuten wird die offizielle Diskussionsrunde beendet, und wir gehen gemeinsam in den wundervoll mit Stuck verzierten Jagdsaal zum Essen.

An den Vierertischen gehen die Gespräche natürlich weiter. Kein Wunder, denn das Thema der Diskussionsrunde hatte es in sich. Eigentlich ging es um die Künstlerin Helga Pape und ihre Werke. Der Fokus schwenkte jedoch sehr schnell auf den Vorfall aus dem Jahr 1961. Bei diesem wurde während der Ausstellung bzw. Preisverleihung im Wolfsburger Rathaus eine der preisgekrönten Radierungen von Helga Pape durch den österreichischen Künstler Arnulf Rainer mit schwarzer Farbe übermalt. Was seine Hintergründe gewesen sein mögen, beschäftigt uns auch während des Essens weiter.

Nach dem gemeinsamen Essen können die Teilnehmenden noch weitere Ausstellungen im Schloss anschauen. Leider bleibt mir heute dafür keine Zeit, aber ich werde definitiv einplanen, noch einmal wiederzukommen.

Mein Tipp

Infos & Anmeldung:
https://www.staedtische-galerie-wolfsburg.de
aufsicht-galerie@stadt.wolfsburg.de

Fazit

Das Kunstgespräch in der Mittagspause ist ein schönes Format, das das breite Ausstellungsprogramm um Kulinarik, Gemeinschaft und Austausch ergänzt – und das in einem einzigartigen Ambiente im historischen Schloss. Wer sich von Kunst, Stadtgeschichte und persönlichen Perspektiven inspirieren lassen möchte, sollte sich den ersten Donnerstag im Monat im Kalender markieren.

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