Die Kaffeerösterei
Ein halbes Jahr hat er die langgestreckte Immobilie – in der seinerzeit die Flügel der Flugzeuge repariert wurden – geschrubbt, entrümpelt, umgebaut und neu gestaltet. Das Mobiliar stellte er von überallher zusammen. Da vertragen sich Omas Sofa mit Palettenmöbeln und handgefertigte Tische mit Stühlen aller Epochen. Herausgekommen ist ein Ort zum Verweilen, wo sich die Belegschaft um Sebastian Zeit für die Gäste nimmt.
Seinen Fokus legt der ambitionierte Wolfsburger auf das Kaffeerösten – wie der Name des Cafés schon suggeriert: Amsel Kaffee (statt Café). Eine nette Anekdote nebenbei: Der Name seines Produkts rührt nicht (nur) vom Straßennamen, wie man annehmen könnte, sondern vom Namen seiner Tochter Merle, der aus dem Französischen übersetzt „Amsel“ lautet.
Den Manufakturgedanken, den er lebt, erkennen die Gäste schon an den Exponaten, die den Raum schmücken: Röstequipment, Kaffeesäcke an den Wänden und geschmackvoll designte Kaffeetüten, die auch als ‚Reserviert‘-Schilder auf den Tischen fungieren.
Der selbst geröstete und bio-zertifizierte Kaffee aus der Fünf-Kilo-Rösterei wird von der Lebenshilfe Wolfsburg konfektioniert – ein Kooperationspartner unter mehreren. Ein ebenso wichtiger Partner ist das Jugendhaus Ost, das auf dem weitläufigen Terrain Hochbeete angelegt hat und darin Kräuter und Gemüse anbaut – zur Freude von gesundheitsbewussten Gästen.
Apropos weitläufiges Gelände: Hier hat Sebastian eine Wohlfühloase geschaffen, wo Jung und Alt ihr Lieblingsplätzchen finden können. In der Hängematte dem Vogelgezwitscher lauschen, den Kindern unter alten Bäumen beim Spielen zugucken oder – mein Favorit – sich den köstlichen Kaffee, Kuchen oder Eis am Bett servieren lassen. Mitten im Garten prangt nämlich ein breites Bett, das zum Entspannen einlädt.
Leidenschaft für den Kaffee
Kaffeeröster Sebastian Fork ist in Sachen Kaffee schon in ganz Deutschland herumgekommen. Studiert hat er Lebensmittelmanagement in Triesdorf – wohl einer der kleinsten Studienorte überhaupt. Dort begann seine Leidenschaft für den Kaffee, die er bei der traditionellen Rösterei Minges in Bamberg im Qualitätsmanagement und bei der Ausarbeitung von Rezepturen fortsetzte. Es darf verraten werden, dass er bei der Entwicklung der Nespresso-Produkte mitgewirkt hat.
Nach mehreren Jahren in Bayern merkte er indes, dass ihn eine unerklärliche Sehnsucht zurück in seine Heimatstadt Wolfsburg zog. Kurzerhand suchte er nach einem Ort, der einerseits „gastrostark“ und andererseits für das Handwerk Kaffeerösten geeignet ist. Und er wurde fündig: Das ehemalige Vereinsheim des Aeroclubs, das früher als Wartungshalle für Segelflugzeuge diente, vereinte alle Bedingungen für seine vielfältigen Pläne.
Ein weiteres „Amsel Kaffee“ hat seine Türen in der Altstadt von Fallersleben geöffnet, mit Innenhof und der gleichen einladenden Atmosphäre.
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