Honig aus Wolfsburg

Kulinarik & Rezepte
Es ist ein warmer Sommertag, als ich im siebten Stock des Leonardo Hotels am Köhlerberg aus dem Fahrstuhl steige. Auf dem Dach bietet sich ein schöner Weitblick über die Stadt, aber vor allem auf die eigentlichen Stars meines Besuchs: Honigbienen von Imkerin Julia Eisener.

Ihre derzeit acht Völker stehen an verschiedenen Standorten in Wolfsburg.
Die Wolfsburger Imkerin hat ihre Völker an verschiedenen Standorten in der Stadt in und um Wolfsburg. Heute zeigt sie mir die Kästen auf dem Hoteldach. „Zieh dir festes Schuhwerk und eine lange Hose an, die du unten schließt“, rät sie mir gleich zu Beginn. „So vermeidest du, dass eine Biene ins Hosenbein krabbelt.“

Zuerst erhalte ich eine kurze Einführung, wie ich mich so nah am Bienenstock verhalten sollte.

„Hier, auf dem Leonardo Hotel Wolfsburg - City Center, sind es ca. 40.000 - 45.000 Bienen.“ 45.000 Bienen? Mein Puls beschließt spontan, eine kleine Extraschicht einzulegen.
Bevor Julia den Kasten öffnet, greift sie zum Smoker. Der Rauch löst bei den Bienen den Instinkt aus, dass möglicherweise ein Feuer droht. Daraufhin füllen sie ihre Honigmägen, um im Notfall mit Vorräten fliehen zu können. Während sie ihre Vorräte sichern, sind sie weniger auf ihre Umgebung fixiert – was es Julia erleichtert, in den Waben zu arbeiten.

Entspannung am Bienenstock

Zurück zu den Honigbienen, die neugierig, aber friedlich um mich herumfliegen.
Julia betreibt die Imkerei intensiv, aber als Hobby mit Haltungsform auf Biobasis. „Für eine Bio-Zertifizierung müsste ich jährlich jedoch hohe Kosten aufbringen, die sich bei meiner kleinen Produktion nicht rechnen würden“, erklärt sie. „Ich bin sozusagen der Facility Manager der Bienen, sorge für ausreichend Platz, Futter, Wasserquellen (zumindest hier auf dem Dach) und kontrolliere regelmäßig, ob sie gesund und gut versorgt sind. Mir geht es in erster Linie darum, dass es den Bienen gut geht – und dass Menschen regionalen, echten Honig genießen können. Hinsichtlich der jüngsten Honigskandale um gefälschten Honig auch ein wichtiger Punkt.“ 

👉 Mehr Infos: www.honigretten.de

Spannend ist auch der Standort-Unterschied: Mit dem Umzug vom 9. in den 7. Stock des Hotels hat Julia in diesem Jahr 25 Kilo mehr Honig ernten können. Allein in dieser Saison haben ihre Bienen bereits beachtliche 50 Kilo gesammelt – ein süßer Beweis dafür, wie sehr schon wenige Meter Höhenunterschied das Nahrungsangebot verändern können.

Die Imkerei hat für Julia auch eine sehr beruhigende Seite. Gearbeitet wird draußen in der Natur und nur an schönen Tagen, wenn die Temperaturen stimmen. „Bei Regen oder Kälte würde man die Kästen nicht öffnen, sonst könnten die Bienen verklammen“, erklärt sie. Am Bienenstock ist zudem Ruhe gefragt: hektische Bewegungen stören die Tiere, achtsames Arbeiten dagegen sorgt für ein harmonisches Miteinander. Für Julia ist genau diese Kombination aus frischer Luft, Sonne und konzentriertem, ruhigem Arbeiten ein besonderer Ausgleich zum Alltag.

Wildbienen hingegen sind oftmals Spezialistinnen

...und nicht wenige von ihnen oligolektisch, d. h. auf bestimmte Pflanzenarten oder Pflanzengruppen angewiesen.  So gibt es Wildbienenarten, die z. B. ausschließlich nur von Glockenblumen oder Klee sammeln können. Manche Arten würden ohne ihre jeweilige Lieblingspflanze nicht überleben. Wenn es diese Pflanze nicht mehr gibt, stirbt diese Wildbiene aus, da sie keine verwertbare Nahrung mehr findet.

Gerade deshalb betont Julia: „Es reicht nicht, wenn wir nur für Honigbienen sorgen. Wildbienen brauchen ein vielfältiges, heimisches, aber vor allem durchgängiges Blütenangebot, wie Klee, Flockenblume, Margerite, Disteln und Glockenblumen vom Frühjahr bis in den Herbst – und dazu naturnahe Strukturen wie Totholz oder unberührte Stellen im Garten mit offenen Böden als Nistmöglichkeiten.“ 

Honigbienen und Wildbienen – ein wichtiger Unterschied

Im Gespräch macht Julia auch deutlich, dass nicht alle Bienen gleich sind. „Viele verwechseln Honigbienen mit Wildbienen“, sagt sie. „Honigbienen leben in Völkern mit zehntausenden Tieren. Wildbienen dagegen sind meist Einzelgängerinnen, sie bauen ihre Nester in kleinen Hohlräumen oder im Boden. Beide sind, neben anderen Insekten, wichtig für die Bestäubung.“

Doch es gibt noch einen weiteren Unterschied: Honigbienen sind polylektisch. Sie fliegen praktisch alles an, was blüht und Nektar oder Pollen trägt – von den ersten Weidenkätzchen im Frühjahr bis zu den Linden im Hochsommer. Diese bedienen sich universal, jedoch in Masse. Das bedeutet, wenn eine Nahrungsquelle gefunden ist, z. B. Raps- oder Lindenblüte, sammeln sie solange, bis kein Nektar mehr verfügbar ist.  Wenn alles abgeerntet ist, suchen sie sich die nächste Quelle.

Mein Tipp

Kauf beim nächsten Mal Honig von Imker*innen aus Wolfsburg. Regional und saisonal!

Fazit

Imker*innen in Wolfsburg

Julia ist nicht die einzige Imkerin in Wolfsburg. Mehrere Dutzend Imker*innen sind im Kreisimkerverein Wolfsburg organisiert, einer Vereinigung, die seit über 100 Jahren besteht und sich für die Förderung der Bienenhaltung und den Austausch untereinander einsetzt.

👉 Mehr Infos: www.imkerverein-wolfsburg.de In Wolfsburg gibt es auch noch viele andere Imker, die ihren regionalen Honig anbieten. Unter anderem auch der Stadthonig (https://wolfsburger-stadthonig.de/), der z. B. auch im Wolfsburg Shop erworben werden kann.

Den Honig von Julia Eisener kann man unter info@imkerei-eisener.de bestellen.

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